Begrüssung

Viele spannende Konzerte stehen bevor. Besuchen Sie uns und freuen Sie sich mit uns an schöner Musik an schönen Orten!

Ein paar Worte zum Jahr 2023

Dort wo Wasser dem Feuer begegnet, wo die Erde den Himmel berührt, das Leben den Tod trifft: da ergeben sich unweigerlich Spannungsfelder. Eine Veränderung tritt ein, Unvorhersehbares wird Wirklichkeit, Neues wird Realität. Alte Musik trifft da auf Neukomposition, Frühbarock auf Beatles. Wir nutzen die Zeit in der wir sind und versuchen Unmögliches und neue Kombinationen, ohne uns dabei zu verlieren.

Wir könnten es uns so gut gehen lassen: ein Programm mit lauter schöner Musik, die wir zu Verfügung haben und die zu spielen wir fähig sind: gefällt und kommt an. Aber ist es das? Ist es angemessen, in dieser Zeit, in der wir leben, uns alleine mit Wohlklang zu umgeben? Wollen wir einmal mehr ein virtuoses Vivaldikonzert in die Welt setzen oder eine himmlische Bachkantate auf Erden bringen? Ja, das wollen wir, weil es «unsere» Musik ist, unsere Sprache. Denn die Alte Musik, die ist die Grundlage, sie ist im Blut, das ist die Heimat von Grenzklang.

In Zeiten der grossen Ambivalenz suchen wir aber auch die Gegensätze, Spannungsfelder, wollen das eine tun und das andere nicht lassen. Typisch Grenzklang, begnügt sich das Ensemble nicht mit dem gängigen Repertoire, sondern setzt es in Kontrast, sucht die Überschneidungen, wagt und fordert das Publikum heraus, im Neuen Altes zu finden und im Alten Unerhörtes zu entdecken.

Grenzklang bewegt sich mit dem Jahresprogramm 2023 auf diesen Feldern, wo das eine auf das andere trifft. Die Uraufführung von Confitemini! (Ich bin ein Gast auf Erden) – Dankgebet im Zeitalter des Anthropozän (Texte von Rose Ausländer, Kurt Marti, Lukrez, Verse aus den Psalmen 118 und 119 nach der Vulgata) von Moritz Achermann begegnet den Bachkantaten «Himmelskönig sei willkommen» und «Aus der Tiefen ruf ich Herr zu dir». Das an Palmsonntag, dem Tag der Freude und gleichzeitig dem ahnungsvollen Wissen um den Tod.

Träumereien, Liebeleien und Schlaf begegnen in der Walpurgisnacht Wildheit, Chaos, und Verrücktheit. Das Ensemble spielt in seiner Kernbesetzung mit Streicherensemble, Continuo und Blockflöte/ Oboe und Traversflöte Musik von Vivaldi, Rebel, Lully, Uccellini usw. Nein, ruhig lässt das niemanden, wenn ein Konzert zwischen dem apollonischen und dionysischen Prinzip wankt.

Diese Verrücktheit, La Folia, zieht sich weiter in die grosse Tour von Grenzklang Ende August. Zusammen mit einem der wohl besten Jazz Gitarristen der jüngeren Generation (Zitat «Berner Zeitung») Dimitri Howald, spielt Grenzklang ein Programm rund um Folias, über den immergleichen Bass. Folia, einerseits verstanden als strenge Akkordabfolge, wie sie Komponisten im Barock verwendeten. Folia aber auch verstanden als Entwicklung, als Improvisationsgrundlage und Ausgangspunkt einer Entdeckungsreise zu anderen Stilen.

Gespielt im Gegenüber, im Überschneiden, gefunden an unbekannten Orten, gepaart mit Schlagwerk, Gamben, Geigen, Blockflöte, Cembalo, Hackbrett. Dank der Instrumentenvielfalt und dem Ideenreichtum der Grenzklang Musiker:innen wird das Karussell nie enden.

Mit dem letzten Programm «Ist meine Sonne hingegangen» wird versucht, musikalisch dem Novembernebel zu trotzen. Mit weltlichen und geistlichen Kompositionen des Barock stehen uns ganz unterschiedliche Mittel zur Verfügung, die Melancholie zu huldigen oder sie zu vertreiben. sie in etwas positives umzuwandeln. In der kleinen Besetzung mit Bariton, Blockflöte/ Oboe, und Basso Continuo entsteht ein intimer Rahmen für Werkbegegnungen ursprünglich unterschiedlicher Herkunft und Ziele. Eine Programmierung, zu Barockzeiten unvorstellbar, heute sich ergänzende und kontrastierende wunderbare Musik.

Wir sind eines der ganz wenigen, wenn nicht das einzige Barockorchester zwischen Zürich und Bern. Unser Ziel ist, Alte Musik und speziellen Programmen zu den Menschen zu bringen. Im Sinne der Nachhaltigkeit soll Kultur nicht nur in den grossen Zentren stattfinden sondern auch weniger mobilen Personen zugänglich sein. Mit unserer Kulturinitiative tragen wir dazu bei, dass auch ländlichere Gebiete attraktiv bleiben.